Meine Houston-Reise mit der Band PHIL
Sonntag, 12. Dezember 2021

Good morning, Houston! Die paar Bierchen, die Gewöhnung an die Zeitzone, sowie der Wegfall der Spannung auf den Auftritt machen sich bemerkbar. Ich habe recht gut geschlummert, stehe aber dennoch früh auf und verwurste meine frisch gewonnenen Eindrücke im Blog, also ‚en bloc‘ im wahrsten Sinne.

Zum Spaß schmeiße ich erstmals einen der beiden 80-Zoll-Fernseher an, die aus mir unerfindlichen Gründen das Hotelzimmer zieren. In allen Sendern dominieren Werbung, Fernsehprediger (‚D’you see the face on the TV screen, coming to you every Sunday? …‘ mal ausnahmsweise nicht in D#-Dur) und vor allem Nachrichten aus Kansas. Dort gab es sehr große Verwüstungen durch Tornados, die gestern und vorgestern in einer ungewöhnlich hohen Zahl über das Land gefegt sind. Ich bin heilfroh, dass uns die Wirbelstürme hier am Golf von Mexiko in Ruhe gelassen haben. In Houston ist von der Großwetterlage nur ein auffälliger Temperatursturz zu bemerken. Der Himmel ist klar, es ist leicht windig und die Luft ist trocken. Durchatmen!

Gegen 8:45 Uhr runter zum Frühstück. Es sind schon einige Musiker da. Die meisten sind deutlich nach meiner Zeit in die Federn gestiegen. Sie berichten von begeisterten Reaktionen der Besucher nach der Show, von Autogrammwünschen, Selfies und dem ein oder anderen Tänzchen. Unter anderem deshalb ist man sich einig, dass wir trotz der besonderen Umstände eine klasse Leistung abgeliefert haben. Das kann ich durchaus bestätigen, dennoch hadere ich noch etwas mit diesen besonderen Umständen.

Viel Gelegenheit zum Plaudern, Reflektieren und Genießen haben wir aber während des Frühstücks und danach leider nicht. Ein Großteil unserer Reisegesellschaft wird um 9:45 Uhr abgeholt, um das (American) Football Spiel Seahawks – Texans zu besuchen. Naja, wenn der SC Freiburg gespielt hätte, wäre auch ich da sicher auch hin. Ich werde heute Abend zusammen mit Gabriel, dem Trompeter den Heimflug antreten. Schlagzeuger Bernd geht ebenfalls nicht zum Football-Spiel, fliegt aber erst morgen mit den anderen nach Hause.

Ich packe meinen Koffer, checke aus und mache einen ausgedehnten Spaziergang im Viertel.  Die Zeit hätte zumindest theoretisch noch für einen Ausflug zum Houston Space Center ausgereicht. John hat mir aber davon abgeraten, weil am Sonntag generell sehr viel Betrieb dort ist. Vor allem wird heute mit großem Andrang gerechnet, weil wieder einer der Supereichen in privater Mission ins All fliegt. Ich begebe mich daher in die Naherholungsbereiche und beobachte dabei US-Eichhörnchen auf den Bäumen, exotische Greifvögel auf den Hausdächern und später Bernd und Gabriel am Boden. Zumindest Gabriel werde ich später ebenfalls noch als Exoten kennenlernen.

And when the sun beats down and I lie on the bench, I can alway hear them talk

[Genesis ‚I Know What I Like‘ 1974]

Ich setze mich auf eine Parkbank im Bereich einer Gartenwirtschaft, die zwar im Winter geschlossen, aber dennoch sehr aufgeräumt ist und deshalb zum Verweilen einlädt. Ich schreibe an meinem Blog weiter und genieße die Frühlingssonne bei etwa 16 Grad. Ich bin gespannt, wie die Außenwelt, insbesondere die PHILs auf den Blog reagieren.  Ich habe ja durchaus meine sehr eigene Sicht der Dinge und einen etwas skurrilen Humor, zumindest aus dem Blickwinkel derer, die mich nicht kennen oder noch nicht lange kennen. Für den Rest der Welt gilt im Übrigen dasselbe 😉

Irgendwann kommen Bernd und Gabriel auf Ihrem Spaziergang vorbei und ich rufe sie zu mir. Es entsteht eine gemütliche kleine Runde, bei der eigentlich nur ein Zapfhahn zum endgültigen Glück fehlt. Die Unterhaltung läuft dennoch wie ein Sturzbach, wobei die Lufthoheit ohne jeden Zweifel bei Gabriel liegt. Innerhalb von 90 Minuten lerne ich seine komplette Vita und diejenige anderer Menschen kennen, die ich hier aus nachvollziehbaren Gründen leider nicht wiedergeben kann. Von Bernd lerne ich unter anderem das ein oder andere aus der Geschichte von PHIL und so vergeht die Zeit im Flug.

Take Me Home

[Phil Collins ‚Take Me Home‘ 1985]

Passend dazu begebe ich mich per Hotel-Shuttle mit Gabriel zum Flughafen. Das komplette Prozedere läuft recht gut. Wir müssen allerdings spontan das Terminal wechseln. Das Flugzeug wird ausgetauscht. Wir haben daher eine gute Stunde Verspätung. Das ist zwar auf den ersten Blick ärgerlich, aber lieber fliege ich später aber in einer intakten Maschine. Auch der Rest der Reise ist eher unspektakulär. Zwischendurch mal das ein oder andere Luftloch. Naja – fühlt sich an wie im Europa Park. Im Flugzeug habe ich nette, ruhige Nachbarn. Mein TV-Gerät funktioniert und ich kann mir endlich ‚Bohemian Rhapsody‘ reinziehen, schlafe aber nach einer Stunde dabei ein. Aufgrund der Verspätung muss ich in Frankfurt den späteren Zug nehmen, der dann ebenfalls wegen gesperrter Strecke nochmals Verspätung hat. Um 18 Uhr bin ich gesund und mit vielen neuen Erfahrungen und Erlebnissen zuhause angekommen. Ab diesem Zeitpunkt beginnt das Kapitel Houston, (zur) Geschichte zu werden.

Wie gut, dass ich Tagebuch geführt habe.

Nachlese

Über unsere Reise wurde u.a. auch berichtet und geschrieben

Bereits im April 2022 war ein weiteres Mal mit Phil unterwegs. Dazu gibt es einige Fotos auf https://eu.zonerama.com/Phil-online/Album/8339549

Im August 2023 gaben PHIL ein Konzert zum Tag der offenen Tür der Bundesregierung. Auch hier war ich mit von der Partie, zusammen mit meinem langjährigen Bandkollegen Heiko Sauter an der Gitarre. Fotos und Videos gibt es auf https://eu.zonerama.com/Phil-online/Album/10275644